„SkyRun“ im Messeturm: Einfach mal die Treppe nehmen

2022-12-08 11:59:11 By : Ms. Anna Lee

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„SkyRun“ in voller Ausrüstung: Die Feuerwehrleute tuen es den Athleten gleich - mit kiloschwerer Schutzmontur. Bild: dpa

Ob im Sprint, mit dem Rollstuhl oder im Handstand – beim 13. „SkyRun“ wollen rund 400 Läufer die Stufen des Messeturms in Frankfurt bezwingen. Dabei sollen auch Weltrekorde gebrochen werden.

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Z um dritten Mal trabt ein älterer Herr im Sportanzug durch die Lobby des Messeturms. Ein paar Meter weiter springt ein junger Mann in kurzer Hose vor der Kaffeebar auf und ab. Nicht nur die Eingangshalle des Turms füllt sich an diesem Sonntag gegen 9:30 Uhr langsam mit Läufern. Auch vor den Glastüren bereiten sich immer mehr Menschen auf die 1200 Stufen vor, die sie in wenigen Minuten zu erklimmen versuchen.

Nach einer dreijährigen Pause hat der Verein „Arque“ in diesem Jahr wieder zum Treppenlauf in den Messeturm eingeladen. Die Strecke des 13. „SkyRun“ erstreckt sich über 61 Stockwerke, zwischen Start und Ziel liegen 213 Meter Höhenunterschied.

Als erster der rund 420 Teilnehmer geht Christian Riedl an den Start. Der 42 Jahre alte Streckenrekordhalter aus Nürnberg ist mehrfacher Deutscher Meister im Towerrunning und nahm 2006 zum ersten Mal am Frankfurter „SkyRun“ teil. Durch den Umbau des Turms haben sich in diesem Jahr allerdings einige Details auf der Strecke verändert. So geht es für die Teilnehmer zunächst knapp 150 Meter um den Turm herum, bevor sie in das Treppenhaus einkehren. Nach sechs Etagen folgt noch einmal ein flacher Abschnitt, der vom neu erbauten Treppenaufgang in das alte Treppenhaus des Turms führt.

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Sieben Minuten und 39 Sekunden später erreicht Riedl als Erster schweißüberströmt das Ziel im 61. Stock. Er atmet schwer und sinkt mit schmerzverzerrtem Gesicht zu Boden. Ein paar umstehende Zuschauer tauschen besorgte Blicke aus, auch die zwei Cheerleaderinnen trauen sich noch nicht, zu jubeln. Für ein paar Sekunden herrscht angespannte Stille, dann schaut Riedl erschöpft lächelnd auf: „Es ist ja so ruhig hier“.

Ähnlich entkräftet kommen kurz darauf auch Riedls Teamkollegen Görge Heimann und Andreas Fuhrmann vom Verein „Towerrunning Germany“ ins Ziel. Obgleich sie alle trainierte Treppenläufer sind, scheint das für keinen von ihnen eine leichte Übung gewesen zu sein. „Dafür reist man morgens aus Berlin an, um so auf dem Boden zu liegen“, sagt Heimann lachend zu seinem Vereinskollegen, der kurz hinter dem Ziel keuchend auf dem Rücken liegt.

Dass die 1200 Stufen es in sich haben, ist auch Nadine Groß anzumerken. Sie hat sich erst einen Tag vor der Veranstaltung zu dem Wettbewerb angemeldet. Die 26 Jahre alte Frankfurterin berichtet nach dem Lauf von ihren strategischen Überlegungen vor dem Start: „Man muss sich am Anfang erst einmal überlegen, welche Taktik man fährt. Nimmt man zwei Stufen auf einmal oder nicht? Benutzt man das Geländer?“

Nach der Siegerehrung, bei der neben Sieger Christian Riedl seine Vereinskollegin Verena Schmitz mit einer Zeit von neun Minuten und 25 Sekunden zur schnellsten Frau gekürt wird, treten am Nachmittag noch die Rettungsdienste an, um die 213 Höhenmeter zwar in Dreierteams, dafür aber in voller Montur zu erklimmen.

Die sportlichen Höchstleistungen dienen dabei nicht nur dem reinen Wettkampf, sondern auch einem wohltätigen Zweck. Der Veranstalterverein „Arque“, dessen Vorsitzender Michael Lederer gleichzeitig der Streckenchef des „SkyRun“ ist, unterstützt seit 43 Jahren querschnittsgelähmte Kinder. Auch diesmal soll der Erlös des Treppenlaufes genutzt werden, um körperlich beeinträchtigten Jungen und Mädchen zu helfen.

Dass die 1200 Stufen auch im Rollstuhl zu bewältigen sind, beweist an diesem Sonntag der Paralympic-Athlet Haki Doku, der noch vor dem offiziellen Rennstart die Strecke vom Ziel zum Start herunterfährt. Fast zeitgleich mit ihm tritt Kevin Delco für einen Weltrekord an: Im Handstand will er 1600 Stufen innerhalb von einer Stunde heruntersteigen. Vor jeder Treppe atmet Delco tief durch, bevor er sich in den Handstand schwingt – doch schon nach rund 1300 Stufen ist die Zeit abgelaufen. „Meine Muskelkraft hat heute einfach nicht ausgereicht und die Stufen waren manchmal etwas glatt“, sagt Delco. Weitertrainieren will er trotzdem. Sein Ziel ist es, irgendwann einmal den Eiffelturm auf Händen herabzusteigen.

Auch Christian Riedl reizen die Treppen des Eiffelturms, die weitestgehend freistehend ohne Treppenhaus zur Spitze führen. Auf dem Weg nach Paris liegen für ihn und seine Teamkollegen aber erst einmal einige andere Wettbewerbe. So steht im nächsten Jahr die Weltmeisterschaft im Towerrunning in Taipei an, bevor sich Riedl und seine Vereinskollegen abermals im Treppenhaus des Frankfurter Messeturms einfinden.

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