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2022-12-08 11:47:13 By : Ms. Cassie Luo

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Nicht nur die Schuhwahl beschert den Hoffenheimer Fußballern gerade Probleme. Die Profis des Kraichgauclubs rutschen aus und in der Bundesliga-Tabelle auf Rang zehn ab. Das hat Gründe.

Immerhin nach Schlusspfiff rutschte kein Hoffenheimer mehr aus. Im Bauch der Frankfurter Arena liegt schwarzer, weicher Teppich. Da braucht es keine langen Schraubstollen, um standfest zu bleiben. „Wenn wir heute eine Statistik gewonnen haben, dann war das das Ausrutschen der Spieler“, sagte Hoffenheims Trainer André Breitenreiter: „Die lagen alle auf der Nase. Das darf auf dem Niveau nicht passieren.“

Punkte gibt es dafür nämlich keine. Die entscheidenden Ausrutscher von Eduardo Quaresma und Kevin Akpoguma vor den Toren zum Frankfurter 1:0 und dem 4:2-Endstand taugen als Symbolbild für die Lage der TSG Hoffenheim nach 14 Spieltagen. Da ist einiges gewaltig ins Rutschen gekommen, die Kraichgauer suchen momentan vergeblich nach Halt und Stabilität.

Aus der vielbeschworenen Aufbruchstimmung droht eine Einbruchstimmung zu werden. Wieder einmal. Nur ein Sieg in den vergangenen acht Partien ist viel zu wenig für den eigenen Anspruch und den von Mehrheitsgesellschafter Dietmar Hopp (Top Sechs).

Seit zwei Monaten hat die TSG 1899 Hoffenheim nur gegen das Schlusslicht Schalke 04 gewonnen. Als Zehnter (18 Punkte) ist die Abstiegszone mittlerweile deutlich näher als die Plätze im Kampf um Europa. Gegen kein Team aus der oberen Tabellenhälfte punktete Hoffenheim bisher dreifach. „Es war grundsätzlich zu wenig heute“, klagte Torwart Oliver Baumann, der aber keinesfalls von einer Krise sprechen möchte. Das könnte sich schnell ändern.

Setzt es am Samstag (15.30 Uhr/Sky) gegen einen formstarken VfL Wolfsburg die vierte Heimniederlage in Serie, steht man tabellarisch und gefühlsmäßig exakt wieder dort, wo die Mission Breitenreiter im Sommer begonnen hat. Im vergangenen Frühjahr verspielte die TSG am Saisonende durch neun sieglose Partien in Serie Europa.

Gewisse Parallelen zu April und Mai lassen sich nicht wegdiskutieren. Die aktuelle Flut an Gegentoren ist unübersehbar. Zuletzt setzte es zehn in den vergangenen vier Liga-Spielen. So viele wie in der ersten zehn zusammen. Dazu gesellen sich verletzungsbedingte Ausfälle von Schlüsselspielern. In Benjamin Hübner, Grischa Prömel, Munas Dabbur und Ihlas Bebou fehlen vier potenzielle Leistungsträger.

Nun drohen Europa und die Top sechs schon im Herbst außer Sichtweite zu rücken. Breitenreiter weiß um die Bedeutung des Jahresabschlusses daheim gegen Wolfsburg. „Es besteht die Möglichkeit, dass wir gewinnen, nachher Siebter sind, dann ist jeder wieder glücklich“, verbreitete der 49-Jährige zu später Stunde in Frankfurt Zweckoptimismus. Der TSG-Trainer gab eigenen Nachwuchskräften am Mittwoch eine Chance, die sie nicht nutzten.

Die drei Wechsel zur Pause wirkten wie das Trainer-Eingeständnis, sich bei der Aufstellung kolossal verpokert zu haben. Die jungen Startelf-Neulinge Eduardo Quaresma (20) und Muhammed Damar (18) wirkten ebenso überfordert wie Pavel Kaderabek. An den Youngstern allein wollte Breitenreiter das 2:4 aber nicht festmachen. „Es gab auch etablierte Spieler, die sicherlich nicht ihre beste Leistung auf den Platz gebracht haben.“

Die Hoffenheimer Abwehr um Kevin Vogt bekommt von schnellen Offensivreihen wie jenen aus Leipzig und nun aus Frankfurt ihre Grenzen aufgezeigt. „Es sind Kleinigkeiten, die den Unterschied ausmachen, ob ich Top 16 in Europa bin oder mich seit Jahren nicht dafür qualifiziere, weil ich auf Platz elf und neun lande.“ Top 16 in Europa, das sind aktuell RB Leipzig und Eintracht Frankfurt. Bundesliga-Elfter und -Neunter war zuletzt der Kraichgauclub. Man werde die richtigen Maßnahmen treffen, kündigte Breitenreiter schon einmal an. Zeit genug ist ja angesichts der langen Winterpause.

Bliebe noch die Schuldfrage zu klären in Sachen Schuhwahl: Wer hat dabei so kapital gepatzt? „Die Eintracht ist das Rutschen gewohnt, die hatten die längsten Stollen drauf“, sagte André Breitenreiter. Der Frankfurter Rasen ist tatsächlich rutschig, schmierig und das Schlechteste an der ganzen Arena. „Ich weiß nicht, ob es am heutigen Schuhwerk liegt“, rätselte Breitenreiter: „Wem soll ich einen Vorwurf machen?“, sprach er ratlos. Einem wollte er die Niederlage nicht in die Schuhe schieben: „Der Zeugwart war es sicherlich nicht.“

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