NDR Kultur

2022-12-08 11:58:22 By : Mr. Flank Ye

Noch ist der Westflügel vom Schloss Ludwigslust eine gewaltige Baustelle. Rund zwei Jahre sind noch Zeit für alle Bauarbeiten, denn 2024 soll alles fertig sein. Ein Baustellenbesuch.

Zwei Handwerker stehen auf Gerüsten und säubern unterhalb der Decke mit einem Dampfstrahl den Stuck in diesem Raum des Schlosses. Einige Räume weiter sind diese Arbeiten schon fast abgeschlossen, das Deckengesims erstrahlt bereits in Weiß, Gold und Grün.

"Diese grüne Farbe war vorher nicht zusehen, das war wirkliche eine Überraschung im Rahmen der Freilegungsarbeiten", sagt Steffi Dahl. Sie koordiniert als Projektleiterin beim zuständigen Bau- und Liegenschaftsamt Schwerin die laufenden Bauarbeiten im Schloss. "Es ist ja immer eine Frage, wie viel Schichten nimmt man runter, wie tief geht man wirklich. Und wenn man dann so ein Ergebnis hat, was auch in dieser Geschlossenheit vorhanden ist, dann kann man auch sagen, wir gehen auf diese ursprüngliche Fassung zurück, weil wir damit sicher sind."

Im Alkovenraum sind Stuckateur Kay Guse und seine Mitarbeiter dabei, den Stuck zu erneuern: "Diese gesamte Wandseite ist neu. Der noch teilweise vergoldete Deckenstuck ist demontiert worden und wieder neu eingebaut, mit den erkennbaren Reparaturen. Alles was darunter ist, ist mit Profilzug neu hergestellt worden und dann mit den Gipsapplikationen der Ornamente vervollständigt rekonstruiert."

Der Alkoven, die Bettnische, ist bereits neu mit Holz nachgebaut worden: "Letztlich wird diese Alkoven-Nische so mit Seidentapete ausgeschlagen, wie die gesamte Wandbespannung in diesem Raum ist. Und das Bett dafür existiert im Fundus des Museums. Darüber sind wir alle sehr froh, dass wir so eine Rekonstruktion mit dem entsprechenden Möbelstück ausstatten können."

Wenn alle Bauarbeiten im Westflügel abgeschlossen sind, dann werden die Wände dieses Raumes mit Stoff bespannt sein, sagt Steffi Dahl: "Das wird ein tiefes Grün mit einer Ornamentik in diesem Wegmuster. Zurzeit laufen auch die Webarbeiten. Die Leistungen sind vergeben an eine Firma in Crimmitschau. Dort werden jetzt noch alle fehlenden Wandtextilien gewebt und entsprechend der Befundsituation haben dort auch wieder ein Feuerwerk der Farben, blaue Räume, Räume mit knallgelber Ausstattung, mit Grün, mit Rot."

In einem weiteren kleinen Raum soll künftig nicht farbenfroher Stoff die Wände zieren, sondern Spiegel. Darum kümmert sich Restaurator Andreas Baumgart: "Wir sind hier im ehemaligen Spiegelkabinett. Ein ganz kleines Kabinett mit einer Holztäfelung und mit ganz vielen Spiegeln drin, das 1780 so angelegt war. Um 1800 wurde das alles aufgegeben und vollflächig mit einem Textil überspannt und bei den Voruntersuchungen haben wir eben festgestellt, dass hier diese Täfelung da ist - und die Spiegel." Nach der Restaurierung werden hier acht, ungefähr drei Meter hohe und rund 50 Zentimeter breite Spiegel an den Wänden hängen.

Neben Stoffbespannungen, Spiegeln und Vertäfelungen erhalten einige Räume auch wieder Tapeten. Restaurator Lutz Walter aus Wernigerode kennt sich aus mit historischen Papiertapeten und hat im Ludwigsluster Schloss vieles entdeckt: "Wir haben hier eine überwältigende Menge an Tapeten gefunden, völlig überraschend. Man wusste, es gab Tapeten natürlich in der Zeit. Um 1800 waren Tapeten ganz modern. Aber bei den Untersuchungen haben wir immer wieder sensationelle Befunde gemacht und auch hier im dritten Obergeschoss gibt es Tapeten, wo wir sehr überrascht waren von der Mustervielfalt, von der Farbigkeit und über drei Jahrhunderte - vom späten 18. Jahrhunderte bis ins späte 20. Jahrhundert."

Bis zu zwölf Tapeten übereinander hat Lutz Walter gefunden und für die Nachwelt im dritten Obergeschoß nun gesichert, denn diese Etage wird künftig nicht zum Schlossmuseum gehören - dagegen die Etagen darunter und auch der Goldene Saal zwischen West- und Ostflügel. Alles soll bis 2024 saniert sein, damit sich dann das gesamte Ludwigsluster Schloss, das auch als das mecklenburgische Versailles gilt, der Öffentlichkeit in neuem Glanz präsentieren kann.

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